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Trümmer (-n)                                                         

 

Trümmer

Immer wieder

Immer neu

zerschlagen, entfremdet,

geraubt und missbraucht,

immer wieder 

immer neu

 

Trümmer,

zertrümmert,

suchen, finden, bauen,

trümmern

 

Endlos fühlt es sich an,

das Zertrümmern,

das zertrümmert werden

doch

Trümmer geben die Chance auf Neues,

ohne Trümmer bleibt alles beim Alten,

ohne Trümmer gibt es keinen Fort-schritt,

ohne Trümmer gibt es keine Veränderung,

ohne Trümmer ist Stillstand

 

Trümmer machen nichts verloren,

Trümmer sind Zukunft mit Vergangenheit

Trümmer gestalten Neues mit Geschichte.

 

Trümmer tragen Tränen,

Trümmer werden in deinem Neuen ganz,

Trümmer sind gemeinsam stark

 

Trümmer sind zu betrauern,

jedoch ganz sicher nicht zu bedauern,

Trümmer haben die Chance zu werden was sie sind

 

Wir sind Trümmer,

gefühlt Immer wieder

Am Boden zerstört,

gefühlt immer wieder

doch 

wenn wir genau schauen,

ist alles zertrümmert,

alles verloren,

doch mehr Leben gewachsen als wir uns jemals hätten vorstellen können.

 

Und so wird aus Trümmern Zukunft, während niemand es ahnt.

                                                                                                                          

 

 

  

Der Blick ins Mensch sein                                             

 

Einen kleinen Schritt bin ich gegangen,

einen kleinen Schritt habe ich gewagt,

achtsam,

geschützt,

verankert im heute

 

Dem gefolterten Kind, 

das mir mein Mensch sein nahm,

habe ich die Hand gereicht,

nehmen konnte es meine Hand nicht,

doch sehen konnte es sie,

spüren konnte ich es,

(er-)tragen konnte ich uns,

in mein Mensch sein habe ich geblickt,

nur kurz,

achtsam

geschützt,

verankert im heute

 

Das gefolterte Kind, 

das mir mein Mensch sein nahm,

um uns das Leben zu retteten

 

Heute,

achtsam,

geschützt,

verankert in (heutiger) Sicherheit

hole ich das Kind zu uns,

gehe zu ihm,

nehme es vorsichtig auf den Arm,

trage es ins Heute,

in Sicherheit,

Geborgenheit

Freiheit

Wärme,

versorge seine Wunden,

fühle,

gebe Halt und Liebe

 

Ich hole mir mein Mensch sein zurück,

von diesem gefoltertem Kind,

das mir mein Mensch sein nahm,

um uns das Leben zu retten,

 

doch der Weg ist noch lang,

wie lang, das weiß ich nicht,

ich weiß nur,

egal wie lang der Weg noch ist,

ich gehe ihn,

den Weg zu meinem Mensch sein.

 

 

 

 

Aussteigen                                                                                  

 

Ich nähere mich meinem Grauen,

ich beginne zu begreifen,

ich nähere mich meinem Schmerz,

ich beginne zu fühlen

 

Ich suche nach Worten,

um mein Grauen zu greifen,

um meinen Schmerz zu fühlen

 

Meine Suche das Unfassbare fassbar zu machen,

es zu sprechen,

zu teilen,

äußern zu dürfen,

katapultiert mich ins Alte,

in alte Verhaltensmuster,

in alte Reaktionsmuster:

 

sprechen tue ich das Bild,

und das Grauen bekommt ein Gesicht,

wird eine Person,

eine Person, die nicht mehr ich,

eigenständig,

getrennt von mir,

sieht mich an,

gequält,

gefoltert,

missbraucht 

getötet,

ohne Vorwurf,

und hat wieder nichts mit mir zu tun.

 

Was habe ich getan!

Wie konnte das passieren!

Wieder habe ich es getan!

Ich wollte das nicht!

 

Es ist noch nicht zu spät,

noch sehe ich dieses Gesicht nur,

noch hat es kein Eigenleben,

so rasend schnell ist es mir entglitten

 

Ich versuche mich zu erinnern,

war es so damals?

Ging so Spaltung?

Ist der Unterschied, 

damals war sie überlebenswichtig,

heute ist sie unnötig, 

sogar schädlich?

Ich erinnere mich nicht.

 

Das Unerträgliche abspalten,

personifizieren,

auslagern,

es sitzt so tief,

ist schon ein Reflex geworden,

 

aussteigen aus Altem,

immer wieder,

aussteigen aus Gelerntem,

antrainiertem (?),

reflexartigem

 

Konzentrieren muss ich mich,

sammeln muss ich mein Denken,

mein Fühlen,

mein Handeln,

alle Muskeln anspannen,

um sie mir nicht aus der Hand nehmen zu lassen,

von diesem kleinem Gesicht,

das noch keine Person ist,

aber bereit wäre eine zu werden, 

wenn ich sie bräuchte,

 

doch ich brauche sie nicht,

nicht mehr heute,

und auch nicht morgen,

weil ich heilen werde,

ohne noch mehr zu erkranken

 

Ich muss mich nur sammeln!

Ich muss mich nur konzentrieren!

Ich muss mir nur vertrauen!

 

Ich werde heilen, ohne noch mehr Leid entstehen zu lassen.

Das weiß ich,

aus Altem muss ich aussteigen. 

 

 

                                       

                                                                              

 

Die Monster                                                            

 

Verbannt 

in eine Ecke,

immer zu sehen

im Augenwinkel

dunkel,

wabernd

die Mäuler weit aufgerissen,

nur darauf wartend zu verschlingen,

jedes Leben,

jedes Glück,

jeden Frieden,

jede Ruh.

 

Genährt vom Bösen,

von Erinnerungen,

voller Grauen,

Schmerz, Folter, Leid und Seelentod

 

Das sind die Monster in unserem Augenwinkel,

immer da,

vertraute böse Begleiter

mal drängender,

mal drohender,

mal kleiner,

mal größer,

doch jederzeit bereit für den finalen Schlag gegen uns,

und wir jederzeit bereit für den finalen Schlag gegen sie.

 

Ein kalter Krieg,

mal wärmer,

mal heiß,

doch jederzeit.

 

Ein kleiner Teil der Monster besiegt,

ein großer Teil dafür neu,

endlos wirkt es,

endlos soll es wirken,

rettungslos.

 

Den Glauben nicht verlieren,

den Mut nicht verlieren,

die Monster der Dunkelheit,

einzig zu besiegen mit dem Licht der Liebe,

mit Vertrauen und Glauben an sich selbst,

mit Durchhaltevermögen,

und Willen

 

Es ist wahr:

Die Liebe ist die stärkste Waffe,

jede andere ist Monsterwachstum,

Hass mit Liebe wandeln

Eine Lebensaufgabe.

Unsere Lebensaufgabe,

die wächst und wächst.

Immer mehr Monster die unsere Liebe fordern.

 

 

 

 

Es tut gut  II

 

Auf dem Weg der Heilung                                                                         

entdecken wie krank meine Seele geworden ist

ohne zu zerbrechen

geschieht, weil jemand mich nicht verliert.

 

Das erste Mal spüren können,

wie sehr mir Mutterliebe fehlt,

ohne zu hassen,

geschieht, weil mir jemand seine Hand reicht, 

ohne etwas dafür zu fordern

 

Den Verstand verlieren vor Schmerz,

ohne dabei die Hoffnung aufzugeben,

geschieht, weil jemand an mich glaubt

 

Auf Vertrauen bauen können,

obwohl es nie ein Fundament gab,

geschieht, weil jemand es verdient mein Vertrauen zu bekommen

 

Das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren,

obwohl nichts mehr ist, wo es einmal war,

geschieht, weil ich jemandem glauben kann

 

Wenn mein Glauben an die Menschlichkeit 

sich wieder und wieder verabschiedet,

weil die Hölle größer und größer wird,

und ich trotzdem noch ans Leben glaube,

dann geschieht das,

weil jemand an meiner Seite Menschlichkeit lebt.

Federspiel